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videos:1921-1923

Bau des Freidorfs

Erläuterungen

Dieser Film zeigt zur Hauptsache Bauarbeiten an den Wohnhäusern und am Genossenschaftshaus des Freidorfs, danben auch den Bau der Tramlinie. Er wurde wohl in den Jahren 1920-2924 aufgenommen. Er wurde vom Elektroingenieur Fritz Mattmüller in eigener Regie aufgenommen.

Der Film wurde ursprünglich auf 35mm-Material aufgenommen. In den frühen Fünfzigerjahren war der Film in einem schlechten Zustand. Er wurde von Coop Schweiz auf 16mm kopiert. Bei dieser Gelegenheit wurde der Film mit einem Kommentar von Hans Maurer vertont und mit Musik hinterlegt.

Bei der Digitalisierung wurde die Wiedergabegeschwindigkeit des Films korrigiert; alle Szenen laufen jetzt mit natürlicher Geschwindigkeit ab. Dabei wurde die Hintergrundmusik der Kopie aus den 50er-jahren entfernt und eine neue Musik hinterlegt. An einigen Stellen äussert sich das in Artefakten in der Tonspur.

Der Film kann mit diesem Link als mpg-Datei (2.17 GB) heruntergeladen werden. Für die Wiedergabe eignet sich z.B,. VLC. Andere Formate sind auf Anfrage verfügbar.

Die ersten 90 Sekunden des Films bleiben schwarz. Bevor das erste Bild sichtbar wird, führt Hans Maurer in das Material ein.

Inhalt des Films

00:00 Einleitung durch Hans Maurer, wohl in den frühen Fünfzigerjahren aufgenommen, ohne Bild
01:35 Beladen eines Lastwagens mit Mobiliar und Hausrat; vermutlich in Basel, Adresse & Personen nicht bekannt
02:32 Beladen eines Leiterwagens (?) mit Mobiliar; Basel, Totengässlein
03:11 Fahrt auf der St. Jakobstrasse vom Schänzli in Richtung Muttenz. In der Bildmitte auf der linken Strassenseite ist die Baubaracke sichtbar, weiter entfernt der Viererblock (9-12) am Eingang der Unteren Strasse. Zwei Velofahrer und ein Fussgänger bewegen sich auf der Strasse.
03:20 Auf der linken Seite kommt der Achterblock (1-8) ins Blickfeld
04:10 Fahrt auf der St. Jakobstrasse in Gegenrichtung (d.h. Richtung Schänzli)
04:49 Ein offener Lastwagen mit Anhänger fährt von der St. Jakobstrasse ins Freidorf
04:55 Zwei Arbeiter mischen mit Schaufeln auf dem Fussboden der Baustelle Zement. Sichtbar sind drei weitere Arbeiter und eine Person im Anzug, die Anweisungen zu geben scheint. 05:07 kommt eine zweite Person in Anzug und mit Papieren in der Hand und spricht mit dem ersten.
05:28 andere Baustelle, vom Haus sind erst Gerüststangen und keine Mauern sichtbar. Viele Arbeiter, am Zement mischen. Im Hintergrund der Wartenberg.
06:12 andere Baustelle; Blick in Richtung der St. Jakobstrasse (Velofahrer und Lastautos fahren dort). Sichtbar sind (vermutlich) die Fussböden des Erdgeschosses von drei mal zwei aneinandergebauten Häusern, jeweils mit Abstand. Ich kann die Häuser nicht identifizieren; Häuser mit Zwischenräumen gibt es in der Mittleren Strasse und am Spielplatz.
07:04 Ein Lastauto, mit Backsteinen beladen, kommt bei der Baustelle an, angeschrieben mit „Wilhelm Straumann“. Die Ladebrücke wird gekippt, um die Backsteine zu entladen.
09:00 Arbeiter bewegen sich auf einer Freilufttreppe mit Lasten in beide Richtungen. Die Treppe ist auf der Strassenseite der Häuser angebracht, Baustelle nicht bekannt.
09:16 andere Baustelle, möglicherweise vom 1. OG aus aufgenommen, Erstellung einer Mauer.
09:31 andere Baustelle, vielleicht Achterblock (Ein Lastwagen fährt dicht neben der Baustelle talwärts). Arbeiter transportieren lange Bretter auf ihren Schultern, und man erwartet jeden Moment, dass jemand von einem Brett getroffen wird. Ein Kind (?) klettert auf dem Baugerüst.
10:10 Fahrt entlang der St. Jakobstrasse; Häuser mit Dachstühlen. Ein Mann und eine Frau gehen der Strasse entlang, sowie später weitere Personen. Es scheinen keine Bauarbeiter sichtbar zu sein (mit Ausnahme von einem, der sich an einem Haus zu erleichtern scheint).
11:17 Baustelle, ein Viererblock, aufgrund des abfallenden Lands vielleicht 9-12. Arbeiter bilden auf einer Leiter eine Kette und geben Dachziegel nach oben.
11:38 Möglicherweise gleiche Stelle; das Dach wird gedeckt.
12:02 Mehrere Vorbeifahrten, wohl auf der St. Jakobstrasse; sichtbar sind verschiedene Häuser, keine Arbeiten.
13:06 Vorbeifahrt an einer längeren Häusergruppe
13:25 Blick vom Spielplatz auf die Typ II Häuser. Ein Lastwagen mit Anhänger ist sichtbar, beladen mit langen Gegenständen (Baugerüststangen?). Beschriftung des Lastwagens nicht lesbar (vielleicht …. Soehne A.G. Basel)
12:32 Frau und fünf Kinder spielen auf dem Spielplatz
13:46 Vorbeifahrt St. Jakobstrasse; Umfassungsmauer und Gartenhäuschen stehen; mehrere Arbeiter arbeiten an Umgebungsarbeiten.
14:13 Die Fenster sind eingesetzt und die Läufter (Lüftungsflügel) in den gartenseitigen Fenstern im 1. OG sind gut sichbar. Das Glasdach über dem Sitzplatz ist noch nicht vorhanden.
14:23 Möglicherweise sind Arbeiten an der Kanalisation sichtbar: Zementrohre, ein mit Brettern abgestützter Schacht?
14:31 Blick auf die St. Jakobstrasse und die gegenüberliegende Strassenseite, vielleicht von der Baubaracke oder vom Achterblock aus: Geleise für die Werkbahn, mit welcher Erdreich (Aushub?) transportiert wird, wohl für den Bau der Überlandbahn.
14:40 im Hintergrund ist das Transformatorenhaus sichtbar.
14:59 Schnitt, Blick der St. Jakobstrasse entlang Richtung Schänzli; die Werkbahn transportiert Material nach unten. Die seitliche Grenze der Fahrbahn der St. Jakobstrasse wird mit groben Steinblöcken angedeutet.
15:16 das Material wird ausgekippt.
15:42 Schnitt; die Bahnbaustelle von der dem Freidorf gegenüberliegenden Seite aus. Im Hintergrund die Baubaracke des Freidorfs. Schwenk in Richtung Nordosten. Im Vordergrund ein Stapel Geleise zum Verlegen.
16:18 weitere Schwenks und Sichten auf Freidorfhäuser
16:29 Blick in die Mittlere Strasse, die hier viel abschüssiger erscheint.
16:36 Metallarbeiten im Freien
16:40 Die Werkbahn der Baustelle der Überlandbahn; 6 Kippwaggons mit Damplokomotive. Die Masten für die Oberleitung stehen bereits, im Hintergrund der fahrbare Turm für die Arbeiten an der Oberleitung. Es liegt Schnee.
16:46 Arbeiten am verlegten Geleise, gleich bei der Ausfahrt vom Schanzweg in die St. Jakobstrasse. Im Hintergrund die Baubaracke und eines der wenigen Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft an der heutigen Schweizeraustrasse.
16:58 Der fahrbare Turm für die Arbeiten an der Oberleitung der Überlandbahn. Verschiedene Manöver und Arbeitsvorgänge.
19:04 Einzug der ersten Familie ins Haus 81. Möbeltransport durch J.Gerspach's Möbelspedition, Basel.
20:22 Dampfwalze, wohl in einer der Freidorfstrassen, erkennbar an den Gartenhägen. Einfahrt eines Möbelwagens der Firma Settelen, Basel
20:50 Die Feier der Eröffnung der Überlandbahn am 21. Januar 1921, mit festlich geschmückten Tramzügen der Basler Strassenbahn
22:36 Die Feier zur Einweihung des „Denksteins“ am 24. August 1921. 22:40 Bernhard Jaeggi im Vordergrund.
26:43 Eislauf und sonstige Vergnügungen auf dem Spielplatz
28:27 Kinder spielen mit dem Baumaterial für das Genossenschaftshaus
29:13 Kaninchenausstellung. Sichtbar ist auch die Ausstattung des Gartens eines Siedlers zur Geflügelhaltung.
30:20 Bau des Genossenschaftshauses. Der Baukran. Die Kinder spielen mit dem geschnittenen Gras auf dem Spielplatz. Die neu gepflanzten Linden am Rand des Spielplatzes.
31:05 Organisiertes Spielen auf dem Spielplatz
32:23 Arbeiten am Genossenschaftshaus, 1. OG
32:59 Spielplatz im Panorama; gut sichtbar ist die Einzäunung
33:00 Mehr Bauarbeiten am Genossenschaftshaus; der Kran bewegt sich
33:30 Vorbeifahrt auf der St. Jakobstrasse vom Schänzli aus in Richtung Muttenz. Das Freidorf ist fertig und die Grünanlage entlang der St. Jakobstrasse ist bepflanzt.
33:50 Vorbeifahrt in Gegenrichtung, offenbar aus der Strassenbahn gefilmt.
34:33 „Abspann“. „Fortsetzung erfolgt morgen“: es ist nicht überliefert, ob eine Fortsetzung je existiert hatte.
34:49 Ende

Gesprochener Text

Hans Maurer hat den Film mit den folgenden Worten kommentiert:

00:00:05Zunächst ein paar Worte vorweg zu der Bildqualität. Wenn man diese beurteilen will, muss man berücksichtigen, dass 1895 die Gebrüder Lumière die laufenden Bilder erfunden haben. Sie haben Dreiminuten-Filme gemacht, die sie im Zelt gezeigt haben. Unser Film ist ein Amateurwerk von den Jahren 1920 bis 1922, also aus den Kinderjahren des Films. Höchstwahrscheinlich wurde er von Fritz Mattmüller gemacht. Es gibt einfach keine Beweise, aber es ist sehr anzunehmen1). Er war Elektroingenieur und ging mit einem Holzkasten auf Stativ und mit einer Kurbel versehen auf die Bilderjagd. Es ist ein Glücksfall, dass wir diesen Film haben. Zum Bau des Freidorfs. Da haben rund 600 Bauarbeiter gearbeitet. Der Bau war aufgeteilt in sieben ungleiche Baulose. Am 1. Dezember 1919 erfolgte der erste Pickel-Hieb. Ende März 1920 war der erste Baublock eingedeckt. Am 20. Oktober wurde das Haus Nummer 81 als erstes bezogen. Der letzte Hausbezug erfolgte am 31. März 1921.
00:01:38Das sind Auszüge aus Stadtwohnungen von dieser Zeit.
00:01:45Ob es dabei ins Freidorf gegangen ist, ist nicht nachweisbar. Aber die Bilder verraten einiges über die damalige Wohnqualität.
00:03:10Links von der Strasse sehen Sie oben an der Treppe das Baubüro von Hannes Meyer.
00:03:30Dann das Freidorf im Bau, die ganze Front hinauf und hinunter. Man ahnt den Zustand der Landstrasse, die heute Sankt Jakobstrasse heisst.
00:03:55Die zum Teil holprigen Bilder haben ihre Ursachen in der holprigen Landstrasse und kaum gefederten Fahrzeuge.
00:04:50Beachten Sie dort die Vollgummireifen am Auto.
00:05:03Beton wird in kleinen Mengen auch heute noch so gemischt.
00:05:31Das hingegen ist heute Arbeit von Maschinen.
00:05:37Das ist ein kleiner Teil dieser 600 Bauarbeiter, die gewirkt haben.
00:06:13Wir haben hier einen Blick aus dem Freidorf gegen die Schanz über die Landstrasse hinaus. Und Sie sehen, ein Haus ist sichtbar.
00:07:09Jetzt kommen Backsteine. Um zu entladen, wird die Ladebrücke mit einer Kurbel gekippt. Sie sehen das dann ganz besonders gut, wenn die Ladebrücke wieder heruntergenommen wird.
00:09:04Beton und anderes Baumaterial wird mit Muskelkraft transportiert. Darum ein sehr emsiges Treiben auf dem ganzen Bauplatz.
00:10:21Hier sieht man bereits die Häuser unter Dach.
00:11:18Die Ziegelhebevorrichtung, Modell 1921. Sie gestattet keine dicken Bäuche.
00:12:14Das ist wiederum eine Übersicht über die ganze Siedlung.
00:13:27Hier haben wir die Spielplatzhäuser. Und der Spielplatz ist sofort seiner Bestimmung übergeben worden.
00:13:52Hier sehen wir, dass auch die Mauer bereits steht.
00:14:33Und hier wird die Tram-Trasse in Angriff genommen. Was hier besonders interessant ist, ist der Einsatz von Rollwagen. Ein Transportmittel für Erdverschiebungen. Wir haben noch keine Bulldozer gehabt.
00:15:18Man erkennt hier schön die St. Jakob-Strasse, die eingesäumt war mit Pappeln.
00:16:47Noch einmal schön das Baubüro von Architekt Meyer im Hintergrund.
00:16:58Die Montage der Oberleitungen hat allerhand Akrobatik erfordert. Man stelle sich vor, es ist sozusagen alles nur von Hand gemacht worden.
00:17:38Man muss einem Rollwagenzug aus dem Weg gehen.
00:17:58Und dann kann man sofort wieder an die Arbeit.
00:18:42Das ist das, was mir als Akrobatik vorkommt.
00:19:09Das ist der Einzug ins Haus Nr. 81. Da ist vielleicht noch der Strassenzustand zu beachten.
00:19:46Und wieder ein Möbelwagen mit Vollgummireifen.
00:20:26Hier eine Dampfwalze, wie man sie zu jener Zeit im Strassenbau eingesetzt hat.
00:20:42Der stolze Vierspänner, der hier durch ist, hat mehr gebracht als das, was wir am Anfang des Films gesehen haben, das verladen wurde auf die Handwagen.
00:21:10Am 21. Januar 1921 wurde die von St. Jakob nach Muttenz verlängerte Tramlinie eingeweiht, was ohne Freidorf noch einige Zeit nicht passiert wäre. Im Schänzli, im Freidorf und in Muttenz wurde entsprechend gefeiert.
00:22:19Das ist die eingleisige Umfahrung vom heutigen Haus ‚Rieder‘, was zu einem Zusammenstoss geführt hat, einem schweren Unfall.
00:22:39Am 24. August 1921 wurde der Denkstein in Anwesenheit der Delegierten des Internationalen Genossenschaftsbundes eingeweiht. Ansprachen, Musik, Gesang, Volksbelustigung, Tanz, kaltes Buffet waren angesagt.
00:23:01Was Sie hier hauptsächlich sehen, sind die Darbietungen der Schüler, Knaben- und Mädchenturnen von einst.
00:26:51Wir hatten damals noch kalte Winter, die das Bewässern des Spielplatzes erlaubt haben. Das Bewässern war harte Arbeit. Aber der grosse Zuspruch hat diese Arbeit gerechtfertigt.
00:27:39Die Wiese ist also mehr als nur einmal bewässert worden.
00:28:34Der Bau des Genossenschaftshauses brachte den Kindern Material für den Hüttenbau. Der Hüttenbau war natürlich verboten, aber die Verführung war zu gross. Man hat gebaut.
00:29:19Hier sehen wir die erste Kaninchen-Schau im jungen Freidorf. Der Kleintierzuchtverein hat einen bedeutenden Platz eingenommen im Siedlerleben, denn die Kaninchenställe und die Hühnerhöfe gehörten zum damaligen Bild der Siedlung.
00:30:30Hier sieht man jetzt noch, wie das Genossenschaftshaus wächst.
00:30:36Und dazwischen sieht man erlaubte Aktivitäten auf dem Spielplatz. Nur ja kein Fussball.
00:33:39Und zum Schluss sehen wir noch einmal die Front mit der bepflanzten Staudenrabatte auf der ganzen Länge der Anlage. Die ist viel bewundert worden und galt als besondere Zierde der Siedlung. Das musste aufgegeben werden wegen der hohen Kosten, die sie veranlasst hat.

Am 28.02.2024 mit www.audiotype.org maschinell transkribiert. Nach Gehör von Hand nachgebessert von Philipp Potocki.

Beispielbilder

1)
Es ist belegt, dass Fritz Mattmüller den Film gedreht hatte
videos/1921-1923.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/20 17:53 von pop

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